Zum gülden Drachen -
ein Gasthaus mit Geschichte


Gasthäuser gibt es in Wien viele, aber lange nicht alle können auf solche Traditionen zurückblicken, wie die Gösser Bierklinik. Das Gasthaus wird seit mehr als 300 Jahren betrieben und ist damit eines der ältesten in Wien. Aber die Geschichte des Hauses geht noch viel weiter zurück, ganze zwei Jahrtausende, wenn man will.

Zu dieser Zeit lag an der Stelle von Wien ein römisches Feldlager, das zum Schutz gegen die wilden Germanenstämme im Norden der Donau errichtet worden war. Es hieß Vindobona, musste aber zusammen mit dem Niedergang Roms die Segel streichen und das Gebiet den Germanen überlassen. Die zertrümmerten Reste der römischen Gebäude liegen aber heute noch unter der Erde.

Bei Grabungsarbeiten kommen immer wieder welche zum Vorschein. Die Römer hatten außerdem die für uns angenehme Gewohnheit, ihre Ziegel zu stempeln, und zwar mit der Nummer der Legion, die sie gebrannt hatte.

Daher wissen wir, dass in Vindobona die zehnte und die vierzehnte Legion Wache schob. Nebenbei bemerkt ist es interessant, dass die Römer für die Zahl 14 hier nicht XIV schrieben, sondern XIIII. Hier im Haus hat man offenbar solche Steine gefunden und durfte sie in die eigene Mauer einarbeiten.

Doch es geht gleich weiter mit den geschichtsträchtigen Einlagen. Zwar überspringen wir jetzt nahezu ein Jahrtausend, denn das Gebiet um Wien konnte von deutschsprachigen Stämmen erst besiedelt werden, nachdem die Ungarn 955 in der Schlacht auf dem Lechfeld zurückgedrängt worden waren.

Die Babenberger waren das Herrschergeschlecht, die Österreich vor den Habsburgern gute 200 Jahre lang regierten. Herzog Heinrich II Jasomirgott verlegte im 12. Jhd. die Residenz von Klosterneuburg nach Wien. Wie jedes Kind in Österreich in der Schule lernt, trug er den Beinamen Jasomirgott, weil er seine Reden immer mit "Ja, so mir Gott helfe" abschloss.

1406 ist die nächste interessante Jahreszahl, denn aus diesem Jahr stammt eine Urkunde, die belegt, dass an dieser Stelle schon ein Haus stand. Das Haus in der heutigen Form wurde allerdings erst 1566 erbaut, und hatte zu dieser Zeit auch seinen Namen bekommen. Das Hauszeichen, der goldene Drache, ist hinter Glas gesichert.

Weitere gute hundert Jahre später, 1683, standen die Türken vor Wien und belagerten die Stadt. Der Herr Johann Steindel zeichnete sich damals aus und bekam als Dank ein Haus geschenkt. Herr Steindel war auch Stadtrat und zugleich Spitaldirektor. Er eröffnete jetzt ein Gasthaus in seinem Besitz. Möglicherweise ist der Name Bierklinik auf seine Tätigkeit als Direktor des Krankenhauses zurückzuführen. Auf jeden Fall ist dieses Gasthaus eines der ältesten in Wien. Später, als die Straßen Namen und die Häuser statt Hauszeichen Nummern bekamen, wurde die ganze Gasse nach diesem vielseitigen Mann benannt.

Und - traditionsbewusst, wie man hier ist, hat man auch sämtliche Besitzer, bzw. Pächter des Hauses an die Wand geschrieben. Interessant ist ein Aquarell aus dem Jahr 1911 von der Steindelgasse. Die Bierklinik gab es natürlich damals auch schon, nur hieß sie damals Pilsner Urquell Bierklinik.
1924 kaufte aber die Firma Gösser den Betrieb und verpachtet das Lokal seitdem. Aber auch Gösser hat recht so ehrenwerte Ahnen ... Und dass das Bier den Leuten schmeckt, sieht man an folgendem Gedicht, das im Gasthaus an der Wand hängt:


© Bernhard Kauntz, Västerås, 2008



Zurück zu den   oder zum   vom  


Seite erstellt am 3.10.2008 by webmaster@werbeka.com