Carnuntum - Die Römerstadt


Carnuntum liegt etwa 40 km östlich von Wien, fast schon an der Grenze zur Slowakei. Vor 2000 Jahren, im Jahr 6 unserer Zeitrechnung, wurde dort von den Römern ein Winterlager errichtet, das später ein Teil des Limes wurde, der Nordgrenze des Römischen Reiches gegen die Germanen. Auch Wien, das damals Vindobona hieß, gehörte zu den befestigten Teilen des Limes, wenngleich damals das dort liegende kleine Heerlager von Carnuntum, der Handels- und (ab etwa 105) Hauptstadt Oberpannoniens, weit überschattet wurde. Die Hauptstadt von Unterpannonien war übrigens Aquincum, das heutige Budapest.

Vielleicht war Atpomarus, dessen Stele wir heute im Museum sehen können, einer der Krieger, der im Kampf um die Grenze sein Leben lassen musste? Die Stele wurde 1849 bei Maria Lanzendorf gefunden und stammt aus der ersten Hälfte des ersten Jhd. n. Chr. Der lateinische Text lautet auf Deutsch: Atpomarus, Sohn des Ilo, 25 Jahre alt, liegt hier unten begraben. Brogimarus hat (diesen Grabstein) für seinen Bruder errichtet.

Heute findet man diese Stele im Museum von Bad Deutsch-Altenburg, dem Carnuntinum, wo man die diversen Funde aus der ganzen Gegend zusammengetragen hat. Schon vor der Römerzeit weiß man von keltischer Besiedlung in diesem Raum - Boier und Daker lebten hier mindestens 200 Jahre vor der Zeitenwende. Auch aus dieser Zeit werden hier Funde zur Schau gestellt.

Die Sehenswürdigkeiten in Carnuntum und Bad Deutsch-Altenburg sind ziemlich weit verstreut, daher empfiehlt sich ein Besuch am Wochenende, weil da ein (gratis) Shuttlebus zwischen den einzelnen Stationen verkehrt. Man kann aber natürlich auch mit Hilfe der öffentlichen Verkehrsmittel (Schnellbahn S7 oder Bus) und zu Fuß wenigstens die beiden größten Sehenswürdigkeiten besuchen, nämlich das Museum in Bad Deutsch-Altenburg und eine Ausgrabungsstätte im Nachbarort, Petronell-Carnuntum, die als Freilichtmuseum geführt wird. Wenn man noch längere Spaziergänge in Kauf nehmen will, gibt es in beiden Orten auch Amphitheater zu sehen, sowie in Carnuntum das "Heidentor".

Aber zurück zu der Stadt der Römer. Um das Jahr 40 wurde Carnuntum zum befestigten Standlager der 15. Legion. Unter Kaiser Hadrian (117 - 138) wurde der Limes fertiggestellt. Hadrian war es auch, der im Jahr 124 Carnuntum die römischen Stadtrechte verlieh. Dies hatte zur Folge, dass die Zivilstadt anwuchs, mehr Verwaltungsgebäude benötigt wurden und dass sich unter den Handelsgütern außer den täglichen Gebrauchswaren immer mehr Luxusartikel befanden.

In der späteren Hälfte des 2. Jhd. drangen die Markomannen und die Quaden - zwei germanische Stämme - in die nördlichen Provinzen des römischen Reiches ein und konnten erst in Norditalien gebremst, sowie später zurückgedrängt werden. In dieser umwälzenden Zeit lebte der "österreichische" römische Kaiser Marc Aurel (161 - 180) nahezu drei Jahre lang in Carnuntum.

Im Jahr 193 wurde Septimus Severus, der in Oberpannonien Provinzstadthalter war, am 9. April von seinen Truppen zum Kaiser ausgerufen. Putsch oder nicht, Carnuntum rückte ins Zentrum der Aufmerksamkeit, was zu weiterem Ausbau der Stadt führte.

Am Anfang des 4. Jhd. sollte Carnuntum sogar ein "Gipfeltreffen" erleben, als nach der Abdankung von Kaiser Diokletian die Machtstruktur des Reiches eine Neuordnung erforderte. Das Vorhaben misslang jedoch und führte 326 zur Machtübernahme von Kaiser Konstantin. Durch das ganze 4. Jhd. hindurch blühte Carnuntum weiter.

Es lag ja am Kreuzungspunkt der zwei wichtigsten Handelsstraßen im Norden. Teils führte hier die nord-südliche Bernsteinstraße vorbei, teils lag Carnuntum an der Donau, dem natürlichen west-östlichen Handelsweg. Kein Wunder, dass sich Carnuntum zum Handelszentrum entwickelte.

Dennoch begannen sich die Unruhen der Völkerwanderung immer stärker bemerkbar zu machen.

395 waren es wieder Markomannen und Quaden, die den Limes durchbrachen. Diesmal behielten sie auch die Oberhand. 433 schließlich wurden die nördlichen Provinzen Roms an die Hunnen abgetreten. Die römische Bevölkerung zog nach Süden und Carnuntum wurde dem Verfall preisgegeben.

copyright Bernhard Kauntz, Västerås 2007



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