Schloss Hohenlimburg


Hohenlimburg liegt etwa 20 Kilometer südlich von Dortmund, in der Gemeinde Hagen. Das Schloss und damit auch die Geschichte des Ortes beginnt im Jahr 1225. Am 7. November dieses Jahres wurde der Kölner Erzbischof Engelbert II vom Grafen Friedrich von Isenberg getötet. Genau ein Jahr und eine Woche später wurde in Köln an Friedrich Gerechtigkeit geübt. Der Graf wurde zum Tod verurteilt. Sein Sohn jedoch, Dietrich I von Isenberg-Limburg, kam ein paar Jahre später zurück, um das verlorene Erbe des Vaters wieder zu erobern. Am Schleipenberg errichtete er eine Burg, die 1243 fertig gebaut war. Um diese Burg herum entstand dann eine kleine Ortschaft - eben das heutige Hohenlimburg. Diesen Namen nahm man jedoch erst im Jahr 1879 an, um sich von Limburg an der Lahn zu unterscheiden. Vorher hies der Ort Limburg an der Lenne.
Die Isenberg-Limburg regierten die Grafschaft bis 1511, als die Linie ausstarb. Der letzte Graf war Johann, der mit Elisabeth von Neuenahr verheiratet war. Nach seinem Tod wurden also die Grafschaft samt Burg dem Geschlecht der Neuenahrs vererbt.

Der Turm des Bergfrieds brannte nach einem Gewitter ab. Bei der Renovierung baute man ihn nicht wieder zu voller Höhe auf, sondern setzte nur das Dach darauf.
Die Neuenahrs bauten die Burg aus und durch die Errichtung des ersten Kupferhammers im Jahr 1571, machten sie den ersten Schritt in Richtung der Industrialisierung. Der letzte Graf dieses Geschlechts war Adolph von Neuenahr und Limburg. Er verlor sowohl den Kölnischen Krieg (1582 - 1589) als auch sein Leben in diesem. Die Schwester von Adolph, Magdalena, war mit Arnold von Bentheim verheiratet, an dessen Familie jetzt das Erbe fiel. Die Burg allerdings war bis 1612 durch Truppen aus Köln besetzt. Der erste richtige Regent des Hauses Bentheim-Tecklenburg war Conrad Gumprecht, am Anfang des 17. Jahrhunderts. Er ließ unter anderem vor der Burg das Nassauer Schlösschen erbauen, das wohl teilweise zur Verteidigung diente, weil man auf diese Art noch ein Tor forcieren musste.
Die Familie Bentheim-Tecklenburg ist heute noch Besitzer des Schlosses.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Schloss wieder eingenommen und besetzt, bis es 1636 bei einem Brand großflächig zerstört wurde.

Das Schild über dem Eingang zum Nassauer Schlösschen trägt die Jahreszahl 1615.
Trotz weiteren Belästigungen, nicht zuletzt durch den Sonnenkönig, Ludwig XIV, und im Siebenjährigen Krieg, erreichte die kleine Grafschaft dann im 18. Jahrhundert ihre Blütezeit. 1709 bekam die Ortschaft das Stadtrecht. Weitere Neu- und Ausbauten machten zu dieser Zeit aus der Burg ein Schloss. Im 19. Jahrhundert zog die Familie dann nach Rheda und das Schloss blieb unbewohnt zurück, abgesehen von der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als eine Seitenlinie der Bentheim-Tecklenburgs dort wohnte.
Die Grafschaft wurde durch Napoleon dem Herzogtum Berg angegliedert und nach Napoleons Fall der preußischen Provinz Westfalen zugeschlagen. Wirtschaftlich war ein Niedergang der Drahtindustrie zu verzeichnen, bis im 19. Jahrhundert das Kaltwalzen die Herstellung von Stahlband revolutionierte. Bis heute ist die Gegend um Hagen-Hohenlimburg auf diesem Gebiet führend.
Im alten Palas des Schlosses ist auch ein Kaltwalzmuseum eingerichtet, das die Entwicklung des Kaltwalzens zeigt.
Ein sehr freundlicher, älterer Mann erklärt gern die Hintergründe. An einer Wand wird ein altes Foto einer Werkhalle gezeigt, die recht große Ausmaße hat. Das, was man damals, also etwa vor hundert Jahren, dort in 8 Stunden produzierte, stellt man heute in 4 Minuten her!
Ich bin technisch nicht sehr interessiert, daher ließen mich die gezeigten Maschinen ziemlich unberührt. Erst als man ins Obergeschoß kam und die Erzeugnisse sah, die durch die Produkte des Kaltwalzens möglich gemacht wurden, fing es an, interessant zu werden.

     

Ich hatte früher doch selbst auf solch einer alten Schreibmaschine geschrieben. Die Erklärung dazu besagt, dass sie zu sechzig bis siebzig Prozent aus Stahlband besteht und dass man dieses Modell mit extrabreiter Walze für Buchhaltung benützte. Ich habe übrigens auch mit elektrischen Eisenbahnen gespielt ...

Nicht zuletzt imponierte auch der alte, gut erhaltene Volkswagen, den man dort aufgestellt hat. Und die vielen Kleinigkeiten, die aus dem Leben kaum wegzudenken waren, bevor sie die Plastikindustrie teilweise ersetzte, sind aus Stahlband.
Im neuen Palas, auf der gegenüberliegenden Seite des Hofes, hat man ebenfalls ein Museum eingerichtet, das die Wohnkultur vergangener Zeiten zeigen soll. Man hat dort zwar Führungen mit einem freundlichen Guide, aber die Ausstellungsstücke sind nicht weltbewegend.
 Auch die Gemälde sind nicht von wirklich großen Namen erschaffen worden.
Man erfährt allerdings, dass es dort einen Schlossgeist gibt - man kann auch ihr Portrait sehen - und man erfährt die Geschichte der "schwarzen Hand", die dort in einem Glaskasten ausgestellt ist. Wenigstens Letzteres ist sehr interessant. Die Hand wurde im 16. Jahrhundert vom Körper abgetrennt und konserviert. Der Mann war damals allerdings schon tot; er war ermordet worden. Aber die Hand brauchte man, um Anklage erheben zu können. Denn bei einem Prozess musste der Kläger körperlich zugegen sein. Nachdem das für ein Mordopfer aber schwierig ist, war die Hand sozusagen ein "Stand-in".

Ein Blick von der Aussichtsterrasse.
Man hatte viele solcher "stummen Ankläger" in einem der Türme bewahrt, aber nach einem Blitzeinschlag verbrannten alle diese Zeugen. Nur die eine Hand fand man in den Trümmern - sie hatte das Feuer irgendwie überstanden.
Allerdings war sie vom Russ und der Asche ganz schwarz geworden.
Außerhalb der Gebäude gibt es im Hof einen hübschen Brunnen aus dem Jahr 1748. Von der Aussichtsterasse vor dem Schloss und vom Wehrgang aus, wohin man nach der Führung entlassen wird, hat man einen schönen Ausblick. Bei gutem Wetter soll man bis Dortmund sehen können.

© Bernhard Kauntz, Wolvertem, Belgien 2012



Zurück zu   oder zum   vom  


Seite erstellt am 11.7.2012 by webmaster@werbeka.com