Mini-Europa in Brüssel


Die Idee ist ja nicht neu, aber gerade in Brüssel, der Hauptstadt der EU, ist ein Mini-Europa sehr passend. Es sind auch nicht unbedingt nur die größten Sehenswürdigkeiten in Europa, die vorgestellt werden, sondern vielleicht Gebäude, die die Vielfalt Europas zeigen und das kulturelle Erbe betonen.
Das Mini-Europa liegt zu Füßen des Atomiums, diesem Wahrzeichen Brüssels, das vor 50 Jahren für die Weltausstellung geschaffen wurde. Von den obersten Kugeln des Atomiums hat man zwar einen guten Ausblick über die ganze Anlage, aber die Minigebäude werden natürlich noch kleiner.
Auch das Gelände der Anlage erscheint nicht gerade umfangreich, ist aber in Wirklichkeit weit größer, als man da oben annimmt. Sämtliche Gebäude sind naturgetreu im Maßstab 1:25 nachgebaut, sodass man sich einen ungefähren Überblick über die wirkliche Größe schaffen kann, indem man mit einem bekannten Gebäude vergleicht.
Das erste Objekt im Park ist ganz Europa gewidmet, nämlich das Berlaymont-Gebäude, in dem die Europäische Kommission ihren Sitz hat. Man findet es am Schumanplatz in Brüssel, benannt nach Robert Schuman, dem "Vater der EU".
Im Preis inbegriffen ist ein Katalog, in dem die verschiedenen Gebäude aufgeführt sind. Leider ist der Katalog unter aller Kritik, sowohl was Sprache als auch Fakten betrifft. Allerdings sind sogar die letzten beiden Länder, Bulgarien und Rumänien, die erst im Vorjahr (2007) EU-Mitglieder wurden, repräsentiert.
Als Ausgleich zum modernen Berlaymont-Gebäude führt Dänemark mit der Wikingersiedlung "Trelleborg" eine alte europäische Kultur vor. Die Festung besteht aus 31 Langhäusern, grob kreisförmig, die mit Gräben und Wällen umgeben ist.
Außerdem werden aus Dänemark die Häuser in Nyhavn, sowie die Börse (beide in Kopenhagen) vorgestellt.
Aus dem Nachbarland Schweden zeigt man ein Wahrzeichen Stockholms, das Rathaus, in dem am 10. Dezember jährlich die Feierlichkeiten im Zusammenhang mit dem Nobelpreis stattfinden.
Als kulturelle Besonderheiten werden im Katalog auch Pippi Langstrumpf, das Mittsommerfest und das Fest der Lucia (am 13. Dezember) erwähnt, wie auch, dass 20% der Männer Vaterschaftsurlaub beantragen.
Als letztes nordisches Land ist Finnland hier mit einem Beitrag vertreten. Das Schloss Olavinlinna liegt im Osten des Landes und diente als Festung zur Verteidigung gegen Russland. Heute sind friedlichere Dinge angesagt, denn die sommerlichen Opernaufführungen, die hier stattfinden, bilden eine Brücke zwischen Ost und West.
Norwegen und Island sind nicht vertreten, weil sie, ebenso wie die Schweiz, keine Mitglieder der EU sind. Das ist meiner Ansicht nach ganz richtig, denn wenn die meisten Länder Europas übereinkommen, dann ist es Unsinn, sich fern zu halten.
Zwischen den einzelnen Gebäuden ist auch ein wenig Natur belassen, ein künstlicher Kanal bewässert die Gegend und liefert die "Umwelt" für Gebäude, die am Wasser stehen. Miniaturzüge fahren zwischen den einzelnen Städten, Spielzeugautos und Schiffe befahren umliegende Straßen und Gewässer und ab und zu gibt es auch Minitouristen, die die Sehenswürdigkeiten bewundern.
Während ich im Katalog weiterblättere, um zu lesen, was Estland zu bieten hat, fällt mir wieder einmal auf, wie wenig wir doch von einander wissen. Kennen Sie vielleicht eine estnische Kulturpersönlichkeit?
Können Sie wenigstens überhaupt einen Estländer beim Namen nennen? Nein, ich auch nicht ... Dagegen werden wir von amerikanischen Serien und Filmen überschwemmt, die dazu beitragen, dass die Menschen bald nicht mehr die eigenen Kulturträger kennen werden ...
Auch wenn die Schweden versuchen, ihren Einflussbereich in der Ostseeregion zu vergrößern, war Tallinn von Anfang an dänisch, als es 1219 von König Valdemar erobert wurde. Hier zeigt man einen Teil der mittelalterlichen Stadtmauer, von der noch 4 km erhalten sind.
Während Estnisch der finno-ugrischen Sprachengruppe angehört, sind Lettisch und Litauisch indoeuropäische Sprachen. Lettland hat seinen Namen nach den Lettgallen, die vor langer Zeit dieses Gebiet besiedelt haben und Indoeuropäer waren. Aus dem Titel der Nationalhymne, "Gott segne Lettland", kann man zum Beispiel aus dem Wort für Gott, "Dievs", leicht die Verwandtschaft zum lateinischen "Deus" erkennen.
Ein Drittel der Bevölkerung von 2,3 Millionen lebt in Riga, der Hauptstadt des Landes.
Lettland ist mit dem Denkmal der Freiheit vertreten, das während der ersten Unabhängigkeit 1935 in der Hauptstadt errichtet wurde. Während Lettland ein Teil der Sowjetunion war, hatte dieses Denkmal natürlich großen Symbolwert unter den Letten, die jedoch nur mehr etwa 50 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Ganze 35 Prozent sind Russen, was natürlich zu internen Spannungen führt.
Litauen ist das größte der drei baltischen Länder, sowohl nach Fläche, als auch nach Einwohnern gerechnet. Auch scheint es ein sehr tolerantes Land zu sein. So wurde Vilnius als Jerusalem des Westens angesehen, weil hier mehrere Religionen problemlos nebeneinander bestehen konnten. Heute sind 98% der in Litauen lebenden Russen eingebürgert worden, was das Integrationsproblem des Nachbarlandes fast aus der Welt schafft.
Das Land ist durch seine Universität vertreten, die 1579 in der Altstadt, in der Nähe des Bischofspalastes gegründet wurde.
Belgiens Nachbarland Niederlande hat ganze 15 Gebäude hier - klar, Freund Mammon muss auch auf seine Rechnung kommen - und aus den Niederlanden kommen wohl mehr Touristen als aus Estland oder Österreich ... Ich zeige hier das Rathaus von Maastricht - nicht, weil Maastricht die älteste Stadt der Niederlande ist, sondern weil hier 1991 ein Vertrag unterzeichnet wurde, der für die ganze EU richtunggebend war. Das Rathaus aus dem 17. Jhd. hat aber auch noch eine andere Sehenswürdigkeit: die doppelte Freitreppe. Diese wurde aber nicht aus architektonischen oder ästhetischen Gründen erbaut, sondern das hatte seinen Grund im Zwiespalt zwischen weltlicher und religiöser Führung. Sowohl die Generalstaaten als auch der Fürstbischof hatten im Rathaus das Sagen - und keiner der Repräsentanten der Stadt sollte hinter dem anderen die Treppe hinaufsteigen müssen. Die Obrigkeit hatte wahrlich ihre Sorgen ... Aber das ist wohl heute auch noch so.
Die Windmühlen gehören traditionellerweise ebenso zu den Niederlanden, wie die Holzpantoffel. Erstere dienten nicht nur zum Mahlen von Getreide, sondern vor allem auch zur Entwässerung. Schließlich diente die Stellung der Flügel der Windmühlen auch zur Verständigung, nicht zuletzt in Kriegszeiten.
Das Schloss von Hoensbroek, das mittelalterliche Ootmarsum, das Museumsdorf Orvelte, das Rathaus von Veere und Häuser der Doelenkade in Hoorn sind andere Beispiele, mit denen sich die Niederlande präsentieren. Wussten Sie übrigens, dass Kap Hoorn nach dieser Stadt in der Zuidersee benannt ist?
Wenn das Nachbarland mit 15 Gebäuden aufwarten darf, dann ist es nicht mehr als billig, dass Belgien als Veranstalter wenigstens 16 Gebäude zur Schau stellt, nicht wahr? Hier gibt es vor allen Dingen die Gebäude um den "Grote Markt" im Zentrum Brüssels, mit dem Rathaus und den Gildenhäusern. Das Rathaus ist mit 294 Statuen verziert. Aber man hat auch nicht auf den Blumenteppich vergessen, der dort alle zwei Jahre (geraden Datums) Mitte August ausgelegt wird - und der eine ganz große Sensation ist. Für die Nachbildung des Großen Markts wurden 19.000 Arbeitsstunden verwendet - das entspricht etwa 11 Jahren Arbeit einer einzelnen Person.
Pommes frites und Schokolade sind zwei weitere typische Kennzeichen für Belgien. Ganze 7,3 kg Schokolade pro Einwohner werden hier jährlich vernascht und außerdem sind die Belgier die größten pro Kopf Verbraucher der Welt von Pommes frites.
Schon 1680 werden die Erdäpfel-Stäbchen (ja, in Belgien heißen sie aardappel) zum ersten Mal erwähnt. Wussten Sie übrigens, dass Deutsch in Belgien eine Amtssprache ist? Auch die Diamantenverarbeitung sollte bei Belgien erwähnt werden. Mit Antwerpen als Zentrum ist das Land für 70% der weltweiten Produktion von bearbeiteten Steinen zuständig.
Eindruckerweckend ist die Lage der Notre Dame von Dinant, auch Collegiale genannt, die direkt vor einer Felswand erbaut wurde. Diese Wand hat man hier im Modell mit einbezogen, wie auch die Zitadelle, die oben auf den Felsen die Stadt überwacht. Dinant ist daher auch als Zitadellenstadt bekannt.
Das Curtiushaus in Lüttich, die Burg von Veves in Celles, die Rathäuser von Antwerpen und Löwen, der Gerberplatz in Brügge und die Erzkomturei in Alden Biesen sind andere Beispiele, die die Repräsentation für Belgien darstellen. (Eine Komturei ist der Sitz des Anführers eines geistlichen Ritterordens.)
Nach dem Sprung über den Ärmelkanal sehen wir, dass Großbritannien immerhin noch von 10 Gebäuden vertreten wird, allen voran aber natürlich den "Houses of Parliament", die 286 m lang sind und im Norden vom Uhrturm mit dem Big Ben abgeschlossen werden. Die Uhr, die imponierende 14 Tonnen wiegt, ist übrigens nach dem Bauunternehmer Ben(jamin) Hall bennant, der von korpulenter Statur gewesen sein soll.
Schlimmer ist es, zu erfahren dass zwei Drittel der britischen Presse von amerikanischen oder australischen Medienkonzernen kontrolliert werden.
Wen wundert es dann, dass diese Gehirnwäsche die Briten zu Anti-Europäern macht?
Das Schloss von Dover mit dem Donjon (Wohn- und Wehrturm) von 1180 soll die übrigen Gebäude Großbritanniens repräsentieren. Neben kleinen Häuschen aus Stratford-on-Avon (Shakespeares Geburtsort) gibt es Longleat House und den "Circus" von Bath, der im Stil eines römischen Amphitheaters erschaffen worden ist und zusammen mit "The Royal Crescent" eine imponierende Einheit ausmacht. Sogar eine Jumbo-Ferry liegt maßstabgetreu im Wasser.
Glendalough liegt in Irland. Es war einmal ein wichtiges religiöses Zentrum, von dem die christlichen Mönche zum Festland fuhren, um neue Seelen zu gewinnen. Dort gab es die St. Kevin's Church, mit einem kleinen, runden Turm. Der große, 33 m hohe Turm daneben diente auch als Zufluchtsort, wenn plündernde Wikingerhorden vorbeikamen. Nicht weit davon, in Ballydavid, findet man ein kleines Gebetshaus, das fast wie ein Zelt aussieht und das hier ebenfalls gezeigt wird. Außerdem wird aus Irland noch der St. Patrick's Rock vorgestellt, wo man Cormac's Chapel, die erste Kirche auf Irland, errichtete.
Mit diesen Traditionen als Hintergrund ist es daher vielleicht kein Wunder, dass sich 86% der Iren als gläubig bekennen und minstens einmal pro Woche einem Gottesdienst beiwohnen. Es gibt sogar eine regelmäßige, direkte Flugverbindung zwischen Dublin und dem Wallfahrtsort Lourdes in den französichen Pyrenäen.
Wir begeben uns jedoch nicht in die Pyrenäen, sondern nach Paris, wo wir den "Arc de Triomphe", den Triumphbogen bewundern können. Dort befindet sich ja auch das Grab des unbekannten Soldaten. Ziemlich paradox, wenn man bedenkt, dass der Triumphbogen von Napoleon errichtet wurde und dass es in ihm außerdem die Inschriften der Namen von 600 Generälen und 150 Namen der Schlachten und Siege Napoleons gibt ...
Frankreich wird natürlich auch durch den 300 m hohen Eiffelturm vorgestellt, der von 1887 bis 1889 für die Weltausstellung erbaut wurde, sowie durch neuere technische Errungenschaften - den Airbus und den Hochgeschwindigkeitszug Thalys, der auf der Strecke Brüssel - Paris verkehrt. Auch die Kapelle Notre-Dame-Du-Haut bei Rochamp von Le Courbusier und das Schloss Clos Vougeot repräsentieren Frankreich. Letzteres ist durch den gleichnamigen Wein bekannt, weil es jährlich bis zu 200.000 Flaschen produziert.
Die königliche Salzsiederei von Arc-Et-Senans und das "Schloss der Damen", Schloss Chenonceaux, sind Beispiele französischer Kultur. Nicht zuletzt aber ist die Kirche Sacre-Coeur auf dem Montmartre in Paris ein schönes Beispiel dafür. Es ist aber wieder paradox: Sie wurde 1875 als Versöhnungskirche nach dem Deutsch-Französischen Krieg angefangen - 1914 wurde sie vollendet, als der Erste Weltkrieg ausbrach.
Frankreich ist flächenmäßig das größte Land Europas, aber in der EU arbeiten die Franzosen am wenigsten - nur 1568 Stunden im Jahr.
Portugal ist mit ganzen fünf Gebäuden vertreten - unter anderem der "Cais da Ribeira", der Kaistraße in Porto und der Festung Guimarães, der Wiege Portugals, wo Alfonso Henriques, der erste König des Landes, geboren wurde.
Auch der Turm von Belem ist zu sehen, der seit rund 400 Jahren in Lissabon steht, an der Tejomündung in den Atlantik, und die Hafeneinfahrt bewacht. 1515 wurde er von König Emanuel I in Auftrag gegeben und ist eines der wenigen Gebäude, die das Erdbeben von 1755 überstanden haben. Im Laufe der Jahre diente der Turm auch als Gefängnis und als Waffenlager.
Portugal hat nicht nur die höchste Durchschnittstemperatur Europas, sondern auch die meisten Sonnenstunden. Außerdem sind die "azulejos", die blau verzierten Keramikkacheln, mit denen u.a. Häuserfronten verkleidet werden, typisch für Portugal, das 1143 gegründet wurde und außerdem die ältesten Grenzen Europas besitzt.
An diesen Grenzen war aber wohl auch Nachbar Spanien beteiligt, das ebenfalls fünfmal repräsentiert wird. El Escorial wurde von dem Habsburger Philipp II in Auftrag gegeben, als Erinnerung an den Sieg über Frankreich im Jahr 1557. El Escorial, 45 km nordöstlich von Madrid belegen, war zugleich ein Kloster, eine Residenz und ein Mausoleum. Noch heute sind dort alle spanischen Könige seit Karl V von Habsburg (in Spanien Carlos I) begraben. Zu dieser Zeit war Spanien durch die Seefahrt eine Weltmacht, die Gold und Silber in Überfluss hatte, weil es laufend aus Südamerika ankam.
Aus Spanien zeigt man auch die Kathedrale von Santiago de Compostela, eine bedeutende Wallfahrtskirche - an der Stelle erbaut, wo man die sterblichen Überreste des Apostels Jakobus d.Ä. gefunden haben will.
Außerdem zeigt man Windmühlen von La Mancha, um an Don Quijote von Cervantes zu erinnern, sowie die Kolumbusstatue im Hafen von Barcelona und die Stierkampfarena von Sevilla.
Mancha ist übrigens ein Lehnwort aus dem Arabischen, "manxa", was "trockene Erde" bedeutet.
Die maltesischen Steintempel, wie der hier ausgestellte Tempel von Mnajdra, sind ungefähr 5500 Jahre alt und vermutlich die ältesten der Welt. Welche Zivilisation etwa 1000 Jahre vor den ägyptischen Pyramiden diese Bauwerke errichtet hat, weiß man nicht.
Die 300 Quadratkilometer große Insel wird von 400.000 Einwohnern besiedelt. Diesen stehen etwa 400 Kirchen zur Verfügung, das ist die höchste Kirchendichte in der EU. Aber die Religion hat auch Tradition - zwischen 1530 und 1798 war der "Malteser Ritterorden" hier ansäßig.
Interessanterweise ist Italien das Land in der EU, in dem der meiste Regen fällt, 950 mm jährlich. Dass die Italiener unter den Europäern auch das meiste Geld für Kleidung ausgeben, könnte vielleicht damit zusammenhängen, dass sie so oft nass werden? :-)
In Venedig ist man mit dem feuchten Element noch mehr vertraut, man gondelt ja darauf herum ... Der Markusplatz mit dem Campanile und dem Dogenpalast ist jedenfalls eines der Schaustücke aus Italien. Der Palast war bis 1797 die Residenz der Dogen von Venedig. Auf den zwei Granitsäulen auf dem Platz sieht man den bronzenen Löwen des Hl. Markus, sowie die Statue des Hl. Theodor, der auch Schutzpatron der Stadt ist.
Aus Italien hat man sogar den Vesuv nachgebildet. Allerdings ist der die einzige Ausnahme, die nicht in der Skala 1:25 nachgebaut wurde, sondern nach 1:1000. Trotzdem ist es eine recht interessante Animation, wenn man davor steht, auf den Knopf drückt und aus dem Berg plötzlich Rauch aufsteigt.
Bei jedem Land gibt es nämlich mindestens einen Knopf - wird der betätigt, dann wird die Nationalhymne dieses Landes gespielt. Außerdem gibt es, wie im Falle des Vesuvs, auch verschiedene Animationen, die mehr oder weniger gut gemacht sind. So rennt in Sevilla in der Stierkampfarena ein Stier im Kreis, während in Irland der Hund des Schäfers die Herde zusammenhält.
Natürlich darf in Italien auch Pisa nicht fehlen. Der "Piazza dei Miracoli", also der Domplatz, ist eine große Touristenattraktion - denn hier gibt es ja den schiefen Turm. Der Glockenturm war schon von Anfang an schlecht konzipiert, denn er stand auf weichem Boden und senkte sich schon während der Bauzeit. Der 54 m hohe Turm besteht aus 14.200 Tonnen weißem Carrara-Marmor - auch das Modell ist aus Marmor, wiegt aber nur 800 kg. Außer dem Campanile ist auch noch das Baptisterium und nicht zuletzt der Dom ausgestellt. Letzterer wurde gebaut, als Pisa im Jahr 1063 Palermo besiegt hatte.
Siena, Alberobello und Vizenza sind weitere Plätze, die mit ihren Bauwerken Italien vertreten dürfen.

Deutschland hingegen hat das Holstentor in Lübeck als eines der Aushängeschilder. Es wurde 1477 erbaut und hat als Vorzeigegebäude alte Ahnen - schließlich war es ja auf den alten 50-Mark-Scheinen auch abgedruckt.
Die Deutschen gehen am meisten zum Doktor von allen EU-Einwohnern, elf Mal pro Jahr im Durchschnitt. Sie sind auch die größten Brotesser in der EU, 84 kg jährlich kommen auf jeden Deutschen, das sind mehr als 1,5 kg pro Woche. Aber sie haben auch die meisten Museen zu besichtigen, ganze 5000 gibt es dort. Frankreich hat immerhin noch 4500 aber Italien an dritter Stelle nur mehr halb so viel, 2500. Im Dom in Köln befindet sich außerdem die größte Glocke Europas, die 40 verschiedene Töne spielen kann.

Dass das Brandenburger Tor zur deutschen, ja auch zur europäischen Geschichte gehört, kann wohl niemand bezweifeln. Natürlich hat es auch hier seinen Platz. Es wurde 1791 an seinem Standort am Ende der Straße "Unter den Linden" eingeweiht.
Aus Deutschland zeigt man außerdem auch den Dom von Speyer - auch hier kann man wohl von geschichtsträchtig sprechen - den Millenniumturm aus Magdeburg, das Osthofentor aus Soest, die Burg Eltz, die Wallfahrtskirche aus Wies, das Beethovenhaus aus Bonn und die Porta Nigra aus Trier, die noch auf römischen Ursprung zurück geht.
Die Alphonsbrücke in Luxemburg ist nach dem Großherzog mit diesem Namen benannt, der zur Bauzeit, Anfang des 20. Jhd., der Landesherr war. Die Natursteinbrücke war mit ihren 84 m Spannweite zu dieser Zeit eine technische Errungenschaft.
Der Name Luxemburgs kommt von "Lucilinburugh" und bedeutet "kleine Burg". Die Luxemburger sind die zufriedenste Bevölkerung Europas, was bei einem Lebensstandard von 228 Prozent des Durchschnitts kein Wunder ist. Auch die Ausländerquote von 30% erscheint hoch, die Zusammensetzung dürfte sich jedoch von der anderer Länder stark unterscheiden.
Der Artushof in Danzig repräsentiert Polen. Er wurde im 15. Jhd. erbaut und trägt den Namen nach dem sagenhaften König Arthur in England. Die Fassaden sind mit Statuen von antiken Persönlichkeiten und mythischen Figuren geschmückt. Allerdings war es kein Haus der Könige, sondern es war der Sitz von Gilden und gewerblichen Brüderschaften. Auch die Börse war mitweilen hier untergebracht.
Vor dem Gutshaus steht ein Wahrzeichen der Stadt, der Neptun-Brunnen aus dem 17. Jhd. Der Bürgermeister Bartholomäus Schachmann war während einer Italienreise inspiriert worden und wollte in der Hafenstadt Danzig dem Neptun ein Denkmal setzen.
Polen ist - im Gegensatz zu Portugal - das Land in Europa, dessen Grenzen sich am meisten verschoben haben. 1795 verschwand das Land eine Zeit lang sogar völlig, als Preussen, Österreich und Russland es unter sich aufteilten.
Das Rathaus in der Altstadt von Prag stammt aus dem Jahr 1338 und besitzt seit 1410 eine astronomische Uhr. Hier kann man die Ortszeit, die sumerische Zeit und die Zeit seit dem Sonnenaufgang ablesen. Weiters hat die Uhr ein astronomisches Ziffernblatt, sowie einen Kalender. Zu jeder vollen Stunde marschieren die zwölf Apostel eine Runde vor den Augen der Schaulustigen.
Als man hier die Gesandten des Kaiser beim Fenster hinauswarf, dem sogenannten "Prager Fenstersturz", wurde der Dreißigjährige Krieg ausgelöst, weil man nicht gewillt war, zum Katholizismus zurückzukehren. Heute, vierhundert Jahre später, sind 40% der Bevölkerung Atheisten ...
"Tschechien" ist übrigens nur als nichtamtliche Form akzeptiert, die formale Bezeichnung des Landes muss "Tschechische Republik" lauten. Auf keinen Fall ist heute das ältere "Tschechei" zulässig, weil es ja der "Tschech(oslowak)ei" entsprach.
Die blaue Kirche oder St. Elisabeth-Kirche steht in Pressburg. Diese Elisabeth war die Tochter von König Andreas II - außerdem wurde sie im Schloss in Bratislava geboren. Die Kirche wurde 1908 im ungarischen Jugendstil erbaut - damals war die Slowakei nämlich noch ein Teil von Ungarn. In Bratislava wurden auch elf ungarische Könige und acht Königinnen gekrönt (aus dem Haus Habsburg, das damals auch über Ungarn regierte. Das geschah allerdings im Martinsdom.
Die Slowakei wurde 1918 zusammen mit Tschechien zur Tschechoslowakei (zwischen 1939 und 1945 war die Slowakei allerdings auch selbständig). 1993 wurden die beiden Staaten wieder getrennt. Die Slowakei ist ein Land der Höhlen, es gibt über 4450 Höhlen. Fast sämtliche Steuersätze im Land sind auf 19% (außer für Medikamente und Bücher) festgelegt. Mit einem Durchschnittsalter von 35,5 Jahren ist die Slowakei eines der jüngeren Länder Europas.
Rumänisch ist keine slawische Sprache, sondern eine romanische. Rumänien war nämlich in den ersten drei nachchristlichen Jahrhunderten eine römische Provinz (Dakien). Ursprünglich gab es drei Fürstentümer, Moldau, Walachei und Siebenbürgen, die heute, jedoch erst seit Ende des 19. Jhd. das Land bilden. Rumänien hat - zwischen (österreichisch-)ungarischem und türkischem Hoheitsgebeit - eine bewegte Geschichte gehabt.
Im Mini-Europa steht der Mogosoaia-Palast zur Schau. Er ist etwa 10 km von Bukarest entfernt und liegt am gleichnamigen See.
Der Heilige Johann vom Rila-Gebirge (Iwan Rilski) lebte zwischen 870 - 946. Er war der erste Eremit in Bulgarien und gründete das Rila-Kloster. Davon ist heute nicht mehr so viel zu sehen, aber der viereckige Hreljo-Turm stammt immerhin aus dem 14. Jhd. Iwan Rilski wird außerdem noch als Patron der Bulgaren gefeiert.
Wussten Sie, dass Bulgarien am Anfang des 10. Jhd. das größte Königreich in Europa war? Nationalfeiertag ist der 3. März, der als Befreiungstag vom osmanischen Joch gefeiert wird, obwohl die Bulgaren bis ins 7. Jhd. Türken waren.
Die Dreifachbrücke in Laibach überspannt den Fluss Ljubljanica. Die Hauptbrücke wurde 1842 errichtet, während die beiden Fußgängerbrücken genau 90 Jahre später erbaut wurden. Das heutige Ljubljana wurde von Siedlern aus dem Herzogtum Bayern um die erste Jahrtausendwende gegründet und stand von 1278 bis 1918 unter der Herrschaft der Habsburger. Die Stadt lag damals im Herzogtum Krain.
Am dahinter liegenden Prešerenplatz, benannt nach dem größten slowenischen Dichter, France Prešeren, steht teils dessen Denkmal, teils aber auch die Franziskanerkirche Mariä Verkündigung und das Hauptmannhaus, das im vorigen Jahrhundert im Jugendstil renoviert wurde.
Slowenien wurde 1991 zum ersten Mal in der Geschichte unabhängig. Dennoch hat der Euro dort die meisten Anhänger in ganz Europa. Die Lipizzanerpferde der Spanischen Hofreitschule in Wien kommen aus Slowenien.
Ungarn wird durch die Széchenyi-Bäder in Mini-Europa vertreten. Benannt nach dem "Größten Ungarn", István Széchenyi, halten die drei Bassins Temperaturen von 27, 34 bzw. 38 Grad Celsius. Das Bad befindet sich im Stadtpark von Budapest und wurde 1913 der Öffentlichkeit übergeben.
Budapest war zwischen 1536 und 1734 Sitz des türkischen Gouverneurs, bis die Habsburger die Türken wieder vertreiben konnten.
Ungarn, oder Magyarország in der Landessprache, ist das Land der Magyaren, die im 9. und 10. Jhd. aus dem Osten in die ungarische Ebene eindrangen.
"Land der Berge, Land am Strome, Land der Äcker, Land der Dome" - das ist der Anfang der österreichischen Bundeshymne, die das Land beschreibt. Tatsächlich beinhaltet das Stückchen Österreich, das vom Kaiserreich Österreich übrig geblieben ist, eine Vielfalt, die nicht viele andere Länder aufweisen können.
Stift Melk steht für die Dome Österreichs. Es wurde noch vor der ersten Jahrtausendwende von den Babenbergern gegründet, erhielt aber sein heutiges Aussehen erst im 18. Jhd. von Jakob Prandtauer unter dem Abt Berthold Dietmayr.
Das Kouriontheater in Limassol ist vor 2700 Jahren von den Griechen erbaut und 400 Jahre später von den Römern umgebaut worden. Es hat Platz für 3500 Zuschauer.
Die Insel Zypern ist nur teilweise Mitglied der EU, weil sie nach wie vor in einen griechischen und einen türkischen Teil aufgeteilt ist. An der Küste dieser Insel wurde Aphrodite aus Meeresschaum geboren. Der Name Zyperns leitet sich vom lateinischen Cuprum ab, was Kupfer bedeutet. Vor etwa 4000 Jahren erzeugte man hier schon Wein, das ist der älteste der Welt.
Was könnte diesen Rundgang wohl besser abschließen, als Griechenland, die Wiege der westlichen Zivilisation? Doch möge die Erinnerung nicht bei den Kriegen untereinander und gegen die Perser verweilen, sondern viel lieber an den Anfängen der Wissenschaft, auf sozialem, philosophischen oder naturkundlichem Gebiet. Um die Kultur nicht zu vergessen - was passt da besser als ein Blick auf die Akropolis, auf der die Tempel uralte Zeugen menschlichen Schaffens sind? Dir sei Dank, Europa, ägyptische Prinzessin, von Zeus nach Kreta entführt, die Du uns Deinen Namen vererbt hast.


Copyright Bernhard Kauntz, Wolvertem 2008



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