Das Museum der Kirche Santa Croce in Florenz


Wenn man die Kirche Santa Croce besichtigt, gibt es so viel zu sehen, dass man eigentlich schon genug zu tun hat, um all das Gesehene zu verkraften. Wenn man dann entdeckt, dass auch ein Museum zur Besichtigung gehört, kann man einen leisen Seufzer nicht unterdrücken. Aber nach ein paar Minuten verschwindet jede geistige Überladenheit und jede Müdigkeit, weil es schon wieder so viele interessante Dinge gibt.
Allein die Fresken, die, auf die fünf Räume verteilt, ausgestellt sind, sind großartig. Das Zwickelfresko eines Engels hat es mir besonders angetan. All diese Fresken waren früher in der Kirche zu sehen, wurden aber von dort abgetragen und dann hier wieder aufgestellt. Ein Teil dieser Arbeiten sind mehr als ein halbes Jahrtausend alt - das allein ist schon Ehrfurcht einflößend.
Es ist kein Wunder, dass man von einigen Fresken den Ursprung nicht mehr kennt, es verwundert eher, dass die Urheber so vieler Arbeiten noch überliefert sind.
So ist zum Beispiel die "Kreuzigung" mit der Madonna, Johannes und Franziskus eine Arbeit von Andrea di Giusto aus dem 15. Jhd. und die "Demutsmadonna" stammt auch aus dieser Zeit. Sie wurde vom Kreis um Lorenzo Monaco erschaffen.
Die Herkunft der "Madonna mit spielendem Kind" ist allerdings nicht gesichert. Möglicherweise kann es Giovanni di Tano Fei zugeschrieben werden. Es befand sich ursprünglich an einem Altar der Basilika.

Die Räume des heutigen Museums waren anfangs Teil des Klosters. Der größte Saal wurde als Refektorium verwendet und einer der mittleren war vermutlich der älteste Teil des Klosters, noch von Arnolfo de Cambio im 13. Jhd. errichtet.
Zwischenzeitlich war hier im 19. Jhd. sogar eine Teppichfabrik zu finden. Dann verwendete man die Räume als Aufbewahrungsort für Fragmente, bis man sich im Jahr 1900 entschloss, das Museum zu eröffnen. In den Fünfzigerjahren geschah eine große Renovierung - 1959 feierte man die Wiedereröffnung. Nur sieben Jahre später verwüstete die große Überschwemmung die ganze Arbeit. Erst 1975 konnte das Museum erneut geöffnet werden.

Besonders schlimm beschädigte das Wasser eines der Prunkstücke des Museums, nämlich das Kruzifix von Cimabue. Der Maler hieß mit bürgerlichem Namen Cenni di Pepo und lebte etwa zwischen 1240 und 1302. Er wandte sich von der starren, ikonenartigen Kunst von Byzanz ab und versuchte in seine Gestalten etwas Leben zu bringen. Damit bereitete er den Weg für Maler wie Giotto und war nicht zuletzt ein Vorgänger der Renaissance.
Die Frauen an beiden Enden des Querbalkens sind spiegelbildlich dargestellt und stellen wohl Maria bzw. Maria Magdalena dar. Auch ihre Kleidung ist "spiegelbildlich" - was links rot ist, ist rechts blau und umgekehrt. Das große Kreuz wurde seit 1280 an verschiedenen Stellen der Kirche aufgehängt, bevor es hierher ins Museum kam.
In Arezzo gibt es dieses Werk nocheinmal, es unterscheidet sich aber durch die Farbe des Lendentuches, das in Arezzo rot ist.
Es gibt im Museum auch viele andere Dinge zu sehen, wie diesen Tabernakel aus dem 14. Jhd. Er stellt die Madonna mit dem Kind dar, zwischen Johannes dem Täufer und dem Hl. Franziskus, sowie darüber die Verkündigung.
Das polychrome Ziborium rechts ist ein anderes Beispiel dafür, so wie auch Büsten, Zeichnungen, Reliefs, etc. ausgestellt werden.
Tino de Camaino hat dieses Grabdenkmal aus weißem Marmor erschaffen, das die sterblichen Reste von Gastone della Torre enthält. Dieser Mann war Erzbischof von Mailand und Patriarch von Aquileia. Er starb 1318 in Florenz.
Die Familie Barucci veranlasste später, dass das Grabmal im rechten Kirchenschiff aufgestellt wurde. Gegen Ende des 15. Jhd. zerlegte man das Werk und stellte es an diversen Plätzen auf. Dabei gingen etliche Stücke verloren. Nach der letzten Überschwemmung fand es schließlich seinen Platz hier im Museum.
Ein Polyptichon aus dem frühen 15. Jhd. von Lorenzo di Niccolo stellt die Krönung Marias dar, während ein Bild von Marias Himmelfahrt bedeutlich jüngeren Datums ist. Das Werk von Guiseppe Bezzuoli ist etwa vierhundert Jahre jünger.
Und da wir schon bei Gemälden sind, möchte ich auch gleich die "Kreuzabnahme" von Francesco Salviati (eigentlich Francesco de' Rossi) vorstellen, sowie "Christus Abstieg in die Vorhölle" von Agnolo Bronzino (Agnolo di Cosimo di Mariano). Beide Maler haben um die Mitte des 16. Jhd. gelebt und sind - der Zeit gemäß - Manieristen gewesen.
Das letzte Bild, das ich aus dem Museum zeigen möchte, ist nocheinmal ein Fresko. Allerdings ist der "Baum des Lebens" von Taddeo Gaddi schon wegen seiner Größe kein normales Fresko. Es bedeckt fast die gesamte Rückwnd des ehemaligen Refektoriums. Es ist auch mehr als nur ein Fresko. Es ist die Illustration eines Werkes des Hl. Bonaventura, der es das "Holz des Lebens" nannte.
Zusammen mit dem Verfasser des Werkes, der unter dem Baum an seinem Werk schreibt, stehen vier Heilige, sowie Maria und die klagenden Frauen um den Baum herum. An den Enden der Baumäste sind Medaillons angebracht, die diverse Propheten darstellen. Die seitlichen Bilder zeigen Situationen aus dem Leben der vier Heiligen unter dem Baum. Ganz unten ist das letzte Abendmahl zu sehen. Schließlich dürfte die kleine, kniende Gestalt im Vordergrund als Vaggia Manfredi gesehen werden, die den Auftrag zu dieser Wandmalerei gegeben hatte.

Copyright Bernhard Kauntz, Wolvertem 2009



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