Das Camposanto auf der Piazza dei Miracoli


Der schiefe Turm, der Dom und auch die Taufkapelle auf diesem mirakulösen Platz sind eigentlich schon mehr als genug Eindrücke. Wenn man aber noch ein wenig weitergeht, kommt man zur Begräbnishalle, dem Camposanto. Wie der Rest der Bauwerke ist das Camposanto in weißem Marmor errichtet - und allein schon die Ansicht des einfach-streng gehaltenen Innenhofes ist ein herrlicher Anblick. Der Legende nach befindet sich in seiner Mitte die Erde, die die ersten Kreuzfahrer aus Pisa - unter der Leitung des Erzbischofs Lanfranchi - aus Palästina mitgebracht haben sollen.
Das Bauwerk wurde 1278 von Giovanni di Simone begonnen, wurde aber erst knappe 200 Jahre später abgeschlossen. 1593 ließ Erzbischof Dal Pozzo eine Renaissancekapelle errichten, die seither seinen Namen trägt.
Weil im Zweiten Weltkrieg eine Bombe der Aliierten hier explodierte, zerstörte ein Brand sehr viele Kunstwerke, deren Restaurierungsarbeiten zwar schon fortgeschritten, aber noch immer nicht abgeschlossen sind ... Bitte einen Moment nachdenken: Was also hat diese Bombe erreicht? Was hat jemals irgendeine Bombe erreicht?

Im Mittelalter war es durchaus üblich, alte Sarkophage wieder zu verwenden, um die eigenen sterblichen Reste darin bestatten zu lassen. Dieses "Recycling" bescherte uns eine Menge steinerner Gräber aus der Römerzeit, vornehmlich aus den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung. Weiters gibt es etwa 600 Schachtgräber, die mit Grabplatten aus Marmor verschlossen sind. Außerdem gibt es eine Menge Gedenksteine und Grabmäler aus verschiedenen Jahrhunderten, sowie etliche Fresken.
Hier ein paar Beispiele von Grabmälern aus "modernerer" Zeit, die aber keineswegs weniger imponieren. Außer Adel und Bischöfen findet man hier unter anderem auch Universitätsrektoren und Wissenschafter.
Vor dem Brand von 1944 waren die Fresken im Camposanto eine großartige Übersicht über die Wandmalerei des 14. und 15. Jhd. Heute bleibt uns ein bescheidener Rest, der aber trotzdem noch immer eindrucksvoll genug ist. Auch die Restauration der Fresken, die in unseren Tagen mit moderner Lasertechnik geschieht, ist ein grandioses Projekt.
Das Bild oben rechts (Das Jüngste Gericht) fand man ursprünglich im südlichen Umgang, aber man schuf bei der Wiederherstellung einen sogenannten Freskenraum, wo man alle geretteten Fresken des Südteils zusammenstellt. Von wem die Fresken stammen, ist unsicher. Sie sind jedoch von dominikanischem Denken beeinflusst, das das Leben nach dem Tod als großes Ziel darstellt; das Leben auf der Erde dagegen ist nur eine Vorbereitung darauf.

Auf jeden Fall ist die Grabeshalle einen Besuch wert, auch wenn sie vielleicht nicht solche Berühmtheit errungen hat, wie die anderen Gebäude.


Copyright Bernhard Kauntz, Wolvertem 2009



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11.12.2009 by webmaster@werbeka.com